VON DEN KLÖSTERN MALLORCAS ZUM HEILIGEN BERG
Dies ist ein ganz persönlicher Bericht von einer Reise, die mich im Jahre 2012 quer über das Mittelmeer führte. Sie begann auf der Insel Mallorca, wo ich 12 Jahre lang glücklich gelebt hatte und die ich drei Jahre zuvor verlassen musste. Das Ziel dieser Reise war Ouranoupolis, ein kleiner Ort in Nordgriechenland, an der Grenze zur Mönchsrepublik Athos. Von Mitte der 1980er bis 1990er Jahre war Ouranoupolis über zehn Jahre lang mein häufig besuchtes Paradies. In diesen zehn Jahren verbrachte ich jedes Jahr fast drei Monate dort und so war mir Ouranoupolis auch schon ein bisschen zur zweiten Heimat geworden.
Der Grund dieser Reise war die profane Aufgabe ein Auto von Mallorca nach Ouranoupolis zu bringen. Erst rückblickend bemerkte ich, dass dies in Wahrheit eine spirituelle »Lebensreise« war. Sie führte mich in zwölf Tagen noch einmal durch 22 Jahre meines Lebens und zwei wichtige Perioden. Die Fahrt brachte mich an vertraute Orten zurück, an denen ich Menschen wiedertraf, die einst Teil meines Lebens waren. Alte Freunde begrüßten mich, als wäre ich erst gestern zuletzt dort gewesen und ich habe gelernt:
Zu Hause bist du überall dort, wo jemand sagt:
"Schön, dass Du wieder da bist!"
MALLORCA
1. Tag: Moscari, Ca'n Pastilla
Vom Flughafen fahre ich gleich in die Berge, in den kleinen Ort Moscari. Dieter, ein Weggefährte aus meiner Mallorca-Zeit, veranstaltet heute dort einen Markt für alternative Gesundheit. Doch diesmal fällt sein Markt leider dem Regen zum Opfer und so bin ich relativ früh wieder zurück in Palma.
2. Tag: Llucmajor, Randa
Begleitet von einer seltsamen Gefühlsmischung aus Wiedersehensfreude und Abschiedswehmut besuche ich die Gegend um Llucmajor. Die letzten fünf Jahre auf Mallorca war hier meine Heimat. Als ich zufällig auch noch meinen alten Nachbarn Pepe treffe, ist die Freude auf beiden Seiten groß.
3. Tag: Paguera, Palmanova, Puerto Portals
Am dritten Reisetag fahre ich durch den Südwesten Mallorcas. Hier begannen meine zwölf Jahre auf der Insel, als ich im Frühjahr 1997 in Portals meine erste Wohnung fand. Ich bin Stadtmensch, und außer Palma, ist dies der Landstrich, in dem ich mich bis heute am wohlsten fühle.
4. Tag: Palma, Port d'Andratx
Beim Wiedersehen mit Palma bin ich den ganzen Tag lang durch die Stadt gestreift und habe viele Stellen besucht, mit denen mich schöne Erlebnisse verbinden. Danach beginnt meine Mission: Im feinen Port d'Andratx übernehme ich einen kleinen Suzuki um ihn nach Griechenland zu bringen.
5. Tag: Montuiri
Den letzten Tag auf der Insel gehe ich etwas ruhiger an. Doch ich kann nicht wieder abreisen, ohne meine Freunde von Son Fornés besucht zu haben. Die bis zu viertausend Jahre alten Talayots, die man überall auf Mallorca findet, haben mich schon immer fasziniert.
QUER ÜBER DAS MITTELMEER
6. Tag: Mallorca – Barcelona
Alles war genau geplant: Ankunft in Barcelona – dann zwei Stunden bis zur Abfahrt nach Italien. Doch drei Stunden Verspätung machen den Plan zunichte. Ich gebe trotzdem nicht auf, kämpfe mich durch, und erlebe ein Wunder: Die Fähre, die mich nach Italien bringen soll, ist immer noch da. Kaum bin ich mit dem kleinen Suzuki in ihrem Bauch verschwunden, geht hinter mir die Rampe hoch und sie legt ab. Es ist, als hätte das Schiff auf mich gewartet.
7. Tag: Barcelona – Civitaveccia
Der großen Aufregung beim Umsteigen folgt das lange Warten während der Fahrt. Die 22 Stunden auf See verbringe ich mit wenig Schlaf und viel Kaffee. Zeit sich in Gedanken zu verlieren für die nie Zeit war. Als wir am nächsten Abend in Civitaveccia einlaufen freue ich mich schon auf das Bett, das hier auf mich wartet.
8. Tag: Civitaveccia – Igoumenitsa
Das Bett ist schön, doch die Nacht ist kurz. Noch im Dunkeln sitze ich wieder im Auto. Vor der Morgenröte zeichnet sich am Horizont die schwarze Kuppel des Petersdoms ab. Vorbei an Rom, Napoli und über den Apennin bin ich mittags in Bari. Von hier geht es rüber nach Griechenland.
9. Tag: Igoumenitsa – Ouranoupolis
Der erste richtige Schlaf seit drei Tagen lässt mich entspannt erwachen. Mit Griechenland verbinden mich viele Freunde und Jahre voll schöner Erinnerungen. Die Autobahn bringt mich schnell dem Ziel meiner Reise entgegen. Ich habe es seit 15 Jahren nicht gesehen – was wird mich dort erwarten?
OURANOUPOLIS
10. Tag: Das Wiedersehen
"Nach Hause kommen ist schön." war mein erster Gedanke. Es hat sich kaum etwas verändert. Vielleicht etwas sauberer, etwas bunter, etwas voller als früher. Aber es ist immer noch "mein" altes Ouranoupolis. Am Ziel meiner Reise bin ich wieder "zu Hause". So, als wäre ich nie weg gewesen.
11. Tag: Schönheit und Stille
Die schönste Bucht von Ouranoupolis versteckt sich direkt an der Grenze zum Athos. Die Mühe, die steile Felsbarriere zu überwinden, belohnt mich mit einem wunderschönen Tag an einem stillen Strand. Hier kann ich mein Leben noch einmal vorbeiziehen lassen. Denken – meditieren – Sein.
12. Tag: Abschied vom Paradies
Mein Paradies waren die einsamen Inselchen vor der Küste von Ouranoupolis. Unser Alltag blieb auf dem Festland zurück und wir tauchten ein, in eine magische Welt aus Sonne und Meer. Die Inselchen sind noch da, doch aus Freiheit und Abenteuer wurden Sonnenschirme und Liegestühle.
13. Tag: Es ist vollbracht
Als ich am Morgen den Bus nach Thessaloniki besteige gießt es in Strömen. "Genau das richtige Wetter zum Loslassen.", denke ich mir. Ouranoupolis bleibt hinter mir im Regen zurück, doch die aufgefrischte Erinnerung an eines der schönsten Kapitel meines Lebens fährt mit.
Die Fotos der Lebensreise als You Tube Video: